Noch hinter Berges Rande

Christian Lahusen (1886-1975) 1. Noch hinter Berges Rande
steht braun der Abendschein,
da hüllen sich die Lande
in ihre Schatten ein.
Wo Sonne kaum gelacht,
der Frierenden erbarmte,
uns kurze Zeit erwarmte,
wohnt wiederum die Nacht.

2. Wird noch ein Weilchen währen,
bis rings am Firmament
in königlichen Ehren
von tausend Fackeln brennt.
Doch bleibt's ein kahler Prunk.
Wir häten an der einen,
wollt sie nur ewig scheinen,
für alle Zeit genung.

3. Bald schimmert von den Wänden
der Lampe widerschein.
Uns deucht, sie will uns blenden,
und ist doch arm und klein.
Wir hören froh den Braus
in Herd und Esse lärmen:
Er kann die Welt nicht wärmen,
doch wärmt er Haus bei Haus.

4. Dann nimmt auch das ein Ende,
wir sagen gute Nacht
und falten unsre Hände
und danken dem, der wacht,
der alle Welt umfängt
mit Sonnen, Stern und Erde,
und dem geringsten Herde
sein Licht und Feuer schenkt.

Text: Rudolf Alexander Schröder